Haustier-Wissen KANINCHEN
Allgemeines zur Physiologie des Kaninchens
Lebenserwartung: 6 – 13 Jahre
Körpergewicht: 1 – 8 kg (je nach Rasse)
Herzfrequenz: 130 – 325 x/min.
Atemfrequenz: 35 – 100 x/min.
Körpertemperatur: 38,5 – 40°C
Normale Wasseraufnahme: 50 – 125 ml/ kg Körpergewicht
Geschlechtsreife: 4 – 6 Monate
Trächtigkeitsdauer: 29 – 33 Tage (Ø 31 Tage)
Häufige Krankheiten bei Kaninchen
Die häufigsten Erkrankungen beim Kaninchen sind die Myxomatose, Chinaseuche und Kaninchenschnupfen, Erkrankungen der Zähne, Milbenbefall, Encephalitozoonose.
Myxomatose
Die Myxomatose ist ein Pockenvirus und wird durch Stechmücken, direkten Kontakt zu frei lebenden, infizierten Kaninchen oder auch über kontaminiertes Futter (z.B. von einer Wiese gesammeltes Gras) übertragen.
Nach einer Inkubationszeit von 3-9 Tagen kommt es zu folgenden Symptomen: Entzündungen der Augenlider, Rötungen, Schwellung und Tränenfluss, eitrige Bindenhautenzündung, Wassereinlagerung an Mund und Nase, in den Augenlidern, Ohrmuscheln, Gliedmaßenenden und äußere Geschlechtsorgane. In der Endphase verweigern die Kaninchen die Futteraufnahme und Wasseraufnahme und versterben meistens nach 1-2 Wochen. Vereinzelt gibt es Kaninchen, die die Myxomatose überleben, allerdings muss man bei einer Therapie daran denken, dass es eine für andere Kaninchen hoch ansteckende Erkrankung ist.
Maßnahmen um eine Ansteckung zu verhindern: Insektenabwehr (Fliegennetze), Impfung.
Chinaseuche (Rabbit haemorrhagic Disease - RHD)
Die Chinaseuche wird durch ein Virus ausgelöst, welches ebenfalls durch Stechmücken übertragen wird. Die Inkubationszeit beträgt 1-3 Tage. Beim perakuten (schnellen) Verlauf tritt der Tod plötzlich unter Erstickungsanfällen eventuell verbunden mit schrillem Schreien ein, wobei als einziger Hinweis auf eine Infektion blutiger Ausfluss aus der Nase zu finden ist. Beim akuten Verlauf sind die Tiere über einige Tage unruhig, benommen, haben Atembeschwerden und Fieber. Der Tod tritt hier ebenfalls wie beim perakuten Verlauf ein. Bei einer milderen Krankheitsform zeigen die Kaninchen lediglich ein gestörtes Allgemeinbefinden (sind ruhiger, fressen weniger) können sie aber wieder erholen.
Um eine Erkrankung zu verhindern gilt das gleiche wie bei der Myxomatose: Insektenabwehr sowie Impfung.
Kaninchenschnupfen
Der Kaninchenschnupfen wird durch verschiedene Bakterien ausgelöst und durch belastende Umweltfaktoren wie schlechte Belüftung, staubiges Heu, enge Stallverhältnisse begünstigt. Erste Symptome sind trockenes Niesen bzw. Schnorchelgeräusche ohne Störung des Allgemeinbefindens. Im weiteren Verlauf kommt es zu wässrigem bis eitrigem Nasenausfluss und Bindehautentzündungen. In seltenen Fällen, bei Verschleppung der Erkrankung, kann es zu Bronchopneumonie oder Lungenabszessen kommen.
Erkrankungen der Zähne
Kaninchen haben ein Leben lang nachwachsende Zähne, die sich bei entsprechender und ausreichender Fütterung von Heu normalerweise von alleine abreiben.
Ursachen für einen nicht ausreichenden Zahnabrieb können unterschiedlich sein: Häufig kommt dies genetisch bedingt bei Kanichenrassen mit einem kleinen, kurzen Kopf vor. Ein weiterer Grund kann in einem Überbiss oder Unterbiss begründet sein. In diesem Fall treffen sich die Oberkieferschneidezähne und Unterkieferschneidezähne nicht, so dass der notwendige Abrieb fehlt und die jeweiligen Zähne rund wachsen. Wenn Kaninchen nicht ausreichen Heu fressen kann es außerdem geschehen, dass die Backenzähne sich nicht abreiben.
Symptome für zu lange Zähne sind zum einen die offensichtlich rund wachsenden Schneidezähne, zum anderen eine geringere bis letztendlich gar keine Futteraufnahme, Speichelfluss, Abmagerung und wenn es erst spät erkannt wird, Abszesse im Bereich der Kieferäste. Bei manchen Kaninchen mit zu langen Backenzähnen kann der aufmerksame Besitzer dies bemerken, wenn das Kaninchen zwar essen möchte, Futter in den Mund nimmt, dieses aber immer wieder herausfallen lässt.
Die Therapie zu langer Zähne besteht in einem Abschleifen – nicht abkneifen! – der betroffenen Zähne.
Milbenbefall
Milben kommen beim Kaninchen häufig in den Ohren (Ohrräude) vor, sowie im Bereich des Nackens und Rückens (Raubmilben).
Ein Befall mit Ohrmilben macht sich durch vermehrtes Schütteln des Kopfes, Kratzen an den Ohren und borkige Beläge in den Ohren bemerkbar.
Ein Befall mit Raubmilben fällt durch Schuppen im Fell, teilweise struppiges Fellkleid und in schweren Fällen durch Hautentzündungen auf.
Sowohl Ohrmilben als auch Raubmilben können unter einem Mikroskop nachgewiesen werden.
Die Therapie besteht in Verabreichung eines Spot-ons im Nackenbereich, so dass die entsprechenden Milben abgetötet werden.
Die Einstreu sollte komplett gewechselt und der Käfig gereinigt werden.
Eine Besonderheit der Raubmilben ist, dass sie auch beim Menschen, insbesondere bei Kindern, zu juckenden, rötlichen Hautreizungen führen können.
Encephalitozoonose
Die durch den Erreger Encephalitozoon cuniculi hervorgerufene Erkrankung zeigt sich meist in einer Kopfschiefhaltung, umfallen auf die Seite und in ganz schlimmen Fällen eine Rotation um die Längsachse, sprich die Kaninchen versuchen sich normal hinzusetzen, fallen hierbei aber immer wieder um und drehen sich einmal komplett um sich selbst. Der Erreger befällt hauptsächlich das Zentrale Nervensystem sowie die Nieren und Augen.
Behandelt wird die Erkrankung mit einem Antibiotikum, einem Antiparasitenmittel und Vitamin B. Weitere im Bestand vorhandene Kaninchen sollten zumindest mit dem Antiparasitenmittel prophylaktisch mitbehandelt werden.
Haltung von Kaninchen
Die Gruppenhaltung von Kaninchen kann auf Grund von Rangordnungskämpfen mit Schwierigkeiten verbunden sein. Dennoch sollten mindestens 2 kastrierte Tiere, möglichst unterschiedlichen Geschlechtes, zusammen gehalten werden.
Nach einer Gewöhnungsphase in nebeneinander stehenden, getrennten Käfigen können die Kaninchen zusammengesetzt werden.
Die Umgebungstemperatur sollte zwischen 18 und 25 °C liegen und die obere Temperaturgrenze nicht überschreiten, da Kaninchen extrem hitzeempfindlich sind.
Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 40 % und 60 % liegen.
Besonderheiten, auf die beim Kaninchen geachten werden muss
Unbedingt zu achten ist auf die Futteraufnahme. Falls ein Kaninchen kein Futter zu sich nimmt kann dies auf Zahnprobleme hinweisen, die umgehend behoben werden müssen, da es ansonsten als Folge zu Aufgasungen kommen kann, die im schlimmsten Fall im Herz-Kreislauf-Versagen enden können.
Im Sommer muss der Besitzer täglich die Aftergegend auf Verschmutzungen kontrollieren und diese beseitigen, da die Gefahr besteht, dass Schmeißfliegen, durch den Geruch angezogen, ihre Eier dort ablegen, aus welchen Maden schlüpfen, die sich in die Haut und Muskulatur des Kaninchens fressen.
Ernährung von Kaninchen
Bei der Fütterung von Kaninchen ist unbedingt zu beachten, dass immer ausreichend Heu im Käfig vorhanden ist, damit der Zahnabrieb gewährleistet ist und keine Verdauungsstörungen entstehen.
Kraftfutter sollte nur in begrenztem Maß (1 Esslöffel pro Tag) angeboten werden, um eine Verfettung zu vermeiden.
Vielfach besteht immer noch die falsche Annahme, trockenes Brot helfe den Kaninchen, ihre Zähne abzunutzen. Das ist nicht der Fall! Sobald das Brot eingespeichelt ist, ist es zu weich, um noch irgendeine Auswirkung auf die Zähne zu haben. Außerdem führt es zu Verdauungsproblemen.
Trächtigkeit bei Kaninchen
Feststellung der Trächtigkeit:
ab dem 8. bis 13. Tag: Herzschlag der Welpen nachweisbar
ab dem 21. Tag: Feten tastbar
Verhalten vor der Geburt: 1-2 Tage oder Stunden vor der Geburt zupft sich die Häsin Haare im Bereich der Brustdrüsen aus und baut daraus zusammen mit Stroh oder Heu ein Nest.
Wurfgröße: 1 – 12, bei Zwergkaninchen 3 – 4 Jungtiere
Nach 8 – 10 Tagen öffnen die Jungtiere ihre Augen
Dauer der Säugeperiode: 4 – 6 Wochen